Das Logo zur 145. Generalversammlung ist überschrieben mit den drei Worten „Mensch Maschine Gott“. Sie bilden zusammen mit dem Untertitel „Verantwortung technischen Handelns“ das Leitthema der Veranstaltungen: »Mensch« und »Gott« werden durch die »Maschine« miteinander in Verbindung gesetzt. Dieses mag zunächst verwunderlich klingen, doch schauen wir uns die Begriffe, die durch die drei Teile des Logos widergespiegelt werden, genauer an:
Dominant im Vordergrund steht die dreiblättrig stilisierte und teilweise geschlitzte, in blau gehaltene Lilie. Die Lilie ist nicht nur im Darmstädter Stadtwappen enthalten und als Logo des Darmstädter Fußballvereins bekannt. Auch könnte die Lilie die Freundschaft des Großherzogtums Hessen-Darmstadt zu Frankreich wiedergeben; noch heute blickt das Monument des „Langen Ludwigs“ auf dem zentralen Luisenplatz Richtung Versailles. Die älteste Darstellung des Darmstädter Wappens findet sich jedoch in der Darmstädter Stadtkirche. Vermutlich stammt es aus dem 15. Jahrhundert. In dieser Zeit war sie aber nicht wie heute evangelisch – die Reformation hatte damals noch lange nicht stattgefunden –, sie war eine katholische Pfarrkirche. Und wie alle katholischen Pfarrkirchen war sie einem bestimmten Heiligen geweiht. Im Falle der Stadtkirche war dies Maria, die Mutter Jesu. Zu den heiligen Attributen bzw. Symbolen der Maria gehört die Lilie, als Zeichen für das Gute und das Reine grundsätzlich oder im Besonderen für die „unbefleckten Empfängnis“. Als zusätzliche Darstellung der Unschuld Mariens stellte man die Lilie stets ohne Stempel und Staubfäden (die Geschlechtsorgane der Pflanze) dar. Bereits im Alten Testament berichtet das Buch Daniel über Susanna im Bade (Dan 13,1-64). Susanna gilt bezogen auf das Thema „Reinheit“ religionsgeschichtlich als eine Vorläuferin Marias. Wenn man sich die Herkunft des Namens Susanna anschaut, wird der Bezug zur Lilie deutlich. (Der Name Susanne geht auf das hebräische Wort שׁוֹשָׁן šôšan / שׁוּשַׁן šûšan zurück, das vom ägyptischen Wort für „Lotus“ abgeleitet werden kann. Im Gefolge der Septuaginta – eine Sammlung jüdischer Schriften in griechischer Sprache – wurde traditionell die Übersetzung „Lilie“ (κρίνον – krínon) gebraucht.
Die blaue Lilie, als irdisches Zeichen, steht am Fuße eines weißen Passionskreuzes, das in der westlichen katholischen Kirche allgemein das Leiden Jesu vor der Auferstehung symbolisiert. Der Längsbalken ist dabei länger als der Querbalken, welcher oberhalb der Mitte den Längsbalken kreuzt. Damit bildet es die Verbindung zwischen dem Irdischen (waagerechte Achse des Kreuzes) und dem Himmlischen oder Göttlichen (senkrechte Achse des Kreuzes). Die beiden Achsen stehen für die verschieden Dimensionen der Schöpfung und ihrer Komplementarität: Himmel und Erde, Geist und Materie, Seele und Leib.
Erst zusammen repräsentieren Kreuz und Lilie, in den marianischen Farben blau und weiß, das unitarische Prinzip der „Virtus“ (lateinisch für ‚Tugend‘ und ‚Mut‘). Im Glauben gestärkt strebt der Unitarier zu einer katholischen Lebensführung, geprägt durch soziales Engagement, Toleranz, Zivilcourage und Aufrichtigkeit.
Im Hintergrund werden Lilie und Kreuz von einem goldenen (gelben) Zahnrad, teilweise auch als Sonne wahrgenommen, gestützt bzw. verbunden. In einer Universitätsstadt mit einer technischen Ausrichtung mag es nicht verwundern, dass das Zahnrad als Symbol für viele mechanische Antriebe verwendet wird. Wie es bei einem Schweizer Uhrwerk der Kirchturmuhr oder beim Antrieb eines Elektroautos oder der Bahn der Fall ist. Ohne entsprechende Zahnräder würden die Maschinen aus dem Takt geraten und die Menschen mit ihnen. Wenn die Zahnräder richtig verbaut sind, können die daraus entstehenden Maschinen dem Menschen eine Hilfe sein. Dann können Menschen und Maschinen wie Zahnräder ineinandergreifen, um auf eine gute und friedliche Welt hin zu wirken.
Im übertragenen Sinne soll das Zahnrad, die Maschine, das Prinzip der „Scientia“ (lateinisch für ‚Wissen‘ und ‚Wissenschaft‘) repräsentieren. Sie fordert ein lebenslanges Bildungsstreben, sich fortzubilden und über sein Fachwissen hinaus Erfahrungen zu sammeln. Die Zielperspektive ist letztendlich, sein eigenes Tun in den gesellschaftlichen Kontext ein zu betten, um so fundiert und zielgerichtet Probleme zu beheben bzw. von Anfang an zu vermeiden – wie es die Katholische Soziallehre mit ihren Prinzipien (Personalität, Gemeinwohl, Solidarität, Subsidiarität und Nachhaltigkeit, sowie Gerechtigkeit und Dialog) mit der Methode des ethischen Dreischritts: „Sehen-Urteilen-Handeln“ fordert. Die Farben Gold-Weiß stehen in der Unitas auch für die Verbundenheit mit und in der Kirche.
Lilie und Kreuz sind direkt miteinander verbunden, durch das Zahnrad strahlen sie zusammen in alle Richtungen aus. Das dritte Prinzip der Unitas, die „Amicitia“ (lateinisch für ‚Freundschaft‘), zeigt sich und entsteht dort, wo Menschen sich in Gemeinschaften versammeln, zusammen glauben und handelnd die Welt gestalten. Das gemeinsame Studieren, gemeinsame Aktionen, das Wohnen in einer Gemeinschaft, auf Basis einer verbindenden Glaubenshoffnung, führt zu einer lebenslangen Freundschaft, die die Unitas in den verschieden Hochschulstädten über Generationen hinweg miteinander verbindet. So führen alle Unitas-Vereine die drei Farben Blau-Weiß-Gold, die sich daher auch im Logo wiederfinden.
Über Fronleichnam trafen sich alle Unitas-Vereine zur 145. Generalversammlung vom 16.–19. Juni 2022 in Darmstadt. Das Leitthema der Versammlung lautete „Mensch Maschine Gott – Verantwortung technischen Handelns“ – ganz im Sinne der Unitarischen Prinzipien „Virtus-Scientia-Amicitia“ Möge das Logo dem strebsamen Treiben eine nachhaltige Form verleihen, vivat floreat crescat unitas ad multos annos.