In diesem Jahr feierte die Unitas Palatia ein ganz besonderes Fest, ihr 103. Stiftungsfest. Schließlich war das für 2020 geplante 100. Stiftungsfest, an dem die Generalversammlung in Darmstadt stattfinden sollte, aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt worden, und auch ein Jahr später war noch keine normale Feier möglich. Im letzten Jahr konnte dann endlich die 145. Generalversammlung in Darmstadt ausgerichtet werden. Für die Bundesbrüder aus Darmstadt bedeutete dies jedoch mehr Arbeit, als nur ein vergnügliches Beisammensein. Die Freude war groß, sich in diesem Jahr wieder gemütlich im Palatengarten einzufinden. Den Auftakt machte ein Familiengrillabend, bei dem zahlreiche Bundesbrüder mit Ihren Ehefrauen und Kindern teilnahmen. Nach dem entspannten Start hieß es am nächsten Morgen: Auf zur Jahreshauptversammlung des Franz-Hitze-Hausbauvereins e.V. Der Vorsitzende, Bbr. Robert Blessing, berichtete über den Einbau einer neuen Brennwerttherme, die in den kommenden Jahrzehnten für wohlfühlende Atmosphäre auch an kalten Wintertagen sorgen soll. Außerdem werde noch geprüft, ob der Stromverbrauch durch eine kleine PV-Anlage zumindest tagsüber in Teilen selbst produziert werden kann. Ebenfalls ist geplant, den Keller aufzuhübschen und den Aktiven dort einen gemütlichen Ort zum Zusammenkommen und Verweilen zu bieten. Die Arbeiten dazu seien in Vorbereitung und sollen bis zum nächsten Stiftungsfest abgeschlossen sein, so der Vorsitzende. Die Versammlung sprach sich auch für ein allgemeines Rauchverbot in den Räumlichkeiten des Franz-Hitze-Hauses aus. Auf die Sitzung des HBV folgte sogleich die Sitzung des Alt-Herren-Vereins, auch hier wusste der Vorsitzende, Bbr. Dennis Koschinski, Erfreuliches zu berichten: So konnten im Wintersemester 22/23 insgesamt zehn Bundesbrüder philistriert und im AHV aufgenommen werden. Des Weiteren bestaunten die anwesenden Bundesbrüder die neue Prunkfahne, die bereits vor Jahren geplant und nach einigen Fertigungsproblemen endlich eingetroffen war und am nächsten Tag offiziell gesegnet wurde. Doch zuvor wartete ein schöner Stiftungsfest-Kommers auf die versammelte Corona. Der Senior, Bbr. Dominik Lippok, blickte in einen vollen Keller und leitete souverän durch die Veranstaltung, deren Höhepunkt die Festrede des lieben Farbenbruders Herr PD Dr. Axel Kunze zum Thema „Die Jugend ist in Ehrfurcht vor Gott … zu erziehen – Oder: Braucht das öffentliche Leben noch Religion?”. Dabei ging er den Fragen nach: Warum ein Letztbezug (auf Gott) für den Staat wichtig bleibt, warum sich der Staat zu seinen religiösen Wurzeln bekennen sollte und welche Herausforderungen sich in der pluralen Gesellschaft stellen. Letzteres teilte er in die drei Bereiche Befähigung zum Reden über Religion, Pflege der eigenen Identität und den Umstand, dass Toleranz nicht Neutralität meint, ein. Im Ausblick stellte er fest, dass Religion und Politik einander brauchen und ging darauf ein, welchen Beitrag christliche Studentenverbindungen in den zivilreligiösen Diskurs einspeisen können. Vor allem unser Wissenschaftsprinzip sollte uns verpflichten, uns aktiv an dieser Debatte zu beteiligen, so Kunze.
Nach kurzer Nacht wartete dann eine besondere Hl. Messe auf uns. Anlässlich des Vereinsfestes, besuchten wir den Gottesdienst in St. Ludwig, bei dem Pfarrer Dr. C. Klock die neue Prunkfahne segnete, welche zu diesem Anlasse neben dem Altar platziert worden war, und uns dabei mit auf den Weg gab, sichtbare und lebendige Kirche zu sein.
Die erste Seite der neuen Fahne zeigt das Wappen des W.K.St.V. Unitas Palatia, bestehend aus einem quadrierten Schild mit einem eingefassten Schild an der Herzstelle des größeren Schildes. Das eingefasste Schild zeigt den Zirkel der Palatia auf gold-weiß-blauem Hintergrund. Das erste Feld des großen Schildes (oben links) zeigt ein Buch auf gelbem Hintergrund, welches für das Prinzip der „Scientia“, der Wissenschaftlichkeit, steht. Das zweite Feld zeigt Kreuz und Anker gekreuzt, die im Sinne der Verankerung im Glauben für das Prinzip der „Virtus“ stehen. Das dritte Feld (unten links) zeigt eine blaue Lilie in Anlehnung an das Darmstädter Stadtwappen. Das vierte Feld zeigt den hessischen Löwen vor blauem Hintergrund. Die Hintergrundfarben der Felder des großen Schildes wiederholen somit die Farben der Palatia „gold-weiß-blau“. Auf dem Balken zwischen dem ersten und dem dritten Feld (links) ist das Gründungsdatum der Palatia eingefasst. Auf dem Balken zwischen dem zweiten und dem vierten Feld auf der rechten Seite sind zwei gereichte Hände abgebildet, die für das noch fehlende Prinzip der „Amicitia“, der freundschaftlichen Verbundenheit stehen. Das Wappen schwebt über dem in gold-weiß-blau gehaltenen Fahnenstoff. Über dem Schild steht der Name des Vereins und unterhalb des Schildes die Stadt “Darmstadt”. Die Schrift ist schnörkelhaft und symbolisiert den Darmstädter Jugendstil. Auf der anderen Seite der Fahne findet sich das Darmstädter Ensemble aus der Kuppelkirche St. Ludwig, dem Langen Ludwig, der russischen Kapelle und dem Hochzeitsturm auf der Mathildenhöhe, welches auch auf den Programmhüllen der Palatia zu finden ist. Der Fahnenstoff auf dieser Seite ist in creme gehalten und mit schwarz bestickt. Oben steht der letzte Vers der Farbenstrophe “Unitas ist das Panier”; unten sind die drei unitarischen Prinzipien vermerkt. Umrahmt wird die ganze Fahne von goldenen Fransen.
Natürlich durfte ein kleines Erinnerungsbild mit frisch gesegneter Fahne nicht fehlen, bei dem auch sogleich der anwesende Farbenbruder des CV, der auch das Foto machte, die Fahne bewunderte und als äußerst adäquat empfand. Im Anschluss wartete ein reichhaltiges Frühstück auf dem Palaten-Haus auf uns. Nachdem der Hunger gestillt war, lauschten wir erneut den Worten von Fbr. Kunze, der sich nun den Fragen widmete: “Braucht Religion Bildung? – Braucht Bildung Religion?”. Fbr. Kunze umrahmte mit seinen beiden Vorträgen und seinem Kerngedanken die Segnung der Fahne auf der inhaltlichen Ebene: Sich als Christ in die Gesellschaft einzubringen und sichtbar zu sein.