Krone-Seminar 2018

„Christ und Welt – was hat uns die katholische Soziallehre heute zu sagen?“ war das Oberthema des diesjährigen Krone-Seminars. Das Seminar wurde vom 02. bis 04. März 2018 vom Unitas-Verband, der Joseph-Höffner-Gesellschaft und dem Heinrich-Pesch-Preis in Bonn auf dem Venusberg ausgerichtet.

Wenn das Seminar in der Umgebung von Bonn stattfindet, gehört bereits traditionell ein Besuch des Konrad-Adenauer-Hauses in Rhöndorf zum Programm. Dieses Jahr war es direkt der erste Programmpunkt. Bundeskanzler Konrad Adenauer war langjähriger Weggefährte von Bbr Dr. Heinrich Krone (1895 – 1989), nach dem das Seminar benannt ist.
Nach dem Abendessen wurde das Krone-Seminar von Bbr. Staatssekretär a.D. Friedhelm Ost, dem Vorsitzenden des Krone-Kreises eröffnet. Sein Impulsreferat trug den Titel „Mehr katholische Soziallehre für die Wirtschaftspolitik – ein Weckruf gegen den Turbokapitalismus“. Dabei machte er auf die Problematik im Pflegesektor aufmerksam und sprach auch über die Folgen einer anhaltenden Digitalisierung. Stetige Qualifizierung von Arbeitnehmern sei heute wichtiger den je. Statt Handelskriege zu führen, müssen die christlichen Werte weiter nach Europa getragen werden, gemeinsame Antworten auf den demographischen Wandel gefunden werden und der Generationenvertrag weiter ernst genommen werden.
Der Tag klang noch mit einem gemütlichen Weinabend mit Weinen aus dem Weingut von Bbr. Karl-Heinz Broel (Bad Honnef-Rhöndorf) aus.


Am Samstagvormittag sprach Prof. Dr. Dr. Bernd Irlenborn über die „Christliche Verantwortung im säkularen Staat​“ zu uns. Die Rolle religiöser Überzeugungen im säkularen Zeitalter erläuterte er, indem er verschiedene Positionen von Charles Taylor zitierte. Dabei ging er besonders auf die Rolle und Haltung der jüngeren Generation zur Spiritualität und Religion ein.  Das Christentum habe als öffentliche Religion den Anspruch, aus dem Glauben heraus, in Gesellschaft und Politik hinein zu wirken – so Irlenborns Fazit.

Nach einer kurzen Kaffeepause sprach dann Dr. Andreas Püttmann über „Das christliche Menschenbild und seine sozialethische Relevanz“. Im ersten Teil widmete er sich der Leitfrage: “Was ist der Mensch?” Dabei betont er auch die Unterschiede zwischen Gott und dem Menschen sowie dessen drei größten Versuchungen: Genuss, Habe und Herrschaft. Im zweiten Teil vertritt er sechs Thesen, die aus empirischen Untersuchungen hervorgehen. Die Kernaussage ist, dass der Glaube an Gott zu einer positiveren Lebenserfahrungen führt. Püttmann endete mit den Worten: Der Christ ist selbstbewusst und demütig!

Bbr. Bürgermeister Peter Wessel (Stadt Erwitte) referierte anschließend über „Verantwortung in der Kommunalpolitik“ und gab konkrete Handlungsvorschläge und Ideen aus unserem alltäglichen Leben. Seine fünf Schwerpunkte waren die finanzielle Betrachtung, Infrastruktur-Aspekte, die Funktionalität der Verwaltung, die demographische Entwicklung und politische Prinzipien. Als drei wichtige Aspekte formulierte er den Schutz der Familie, die Selbstständigkeit des Einzelnen und die Generationenverantwortung. Er wies uns scharf darauf hin, dass wir keine “Jodeldiplome” brauchen, sondern unser Studium dafür nutzen müssen, uns auf unsere Aufgaben im Berufsleben bestmöglich vorzubereiten und nicht dem Staat, aus Spaß an der Freude, auf der Tasche liegen dürfen. Zu den Diskussionsthemen die wir gemeinsam besprachen, gehörten: die Kindeswohlgefährdung, die Flüchtlingsintegration, das Konnexitätsprinzip, Anschubfinanzierungen und die Inklusion. Im Anschluss fordert er uns im Sinne des Generationenvertrages zum “Maßhalten” auf. Und gab uns zwei Redewendungen mit auf den Weg: “Sucht der Stadt bestes!” und ”Redet nicht ungefragt über euren Glauben aber lebt so, dass man euch nach eurem Glauben fragt.”

 

 


Mit Bbr. Christian Poplutz vertieften wir das Gehörte und bereits Andiskutierte weiter und um so das Thema des diesjährigen Seminars auf die Unitas anzuwenden. Frei nach dem Motto: „Sehen – Urteilen – Handeln: was hat uns die katholische Soziallehre heute zu sagen? – Geschichte, Personen und Prinzipien der katholischen Soziallehre und ihre Bedeutung für den Unitas-Verband”. Dazu sprachen er über die Entwicklung von verschieden Enzykliken, die als Übersetzung der Evangelien zu aktuellen Fragen dienen können und die Sorge um ein gemeinsames Haus beschreiben. Dabei verdeutlichte er die Prinzipien der Katholischen Soziallehre (Personalität, Solidarität, Subsidiarität, Gemeinwohl und Nachhaltigkeit) und beschrieb die dazugehörige Methodik (Wahrnehmen, Analysieren, Deuten & Urteilen, Handeln und Evaluieren). Poplutz rundet seinen Vortrag mit einem Blick auf die beiden bedeutenden Unitarier Franz Hitze und Heinrich Pesch ab.

Viele der angestoßenen Gedanken wurden am Abend auf dem Haus der Unitas Salia noch bis tief in die Nacht weiter diskutiert.

 

Am Sonntag feierten wir gemeinsam die Eucharistie in der Heilig Geist Kirche auf dem Venusberg. Anschließend sprach Bbr. Regierungsdirektor Christian Poplutz über den Namensgeber des Krone-Seminars Bbr. Dr. Heinrich Krone und nutzte sein Beispiel, um eine lebhaft Diskussion über Beispiele und Herausforderungen der Katholischen Soziallehre in unseren Vereinen anzufachen.

Nach dem Mittagessen gab es noch ein gemeinsames Abschlussgespräch, bei dem das gesamte Seminar von allen Teilnehmern gemeinsam evaluiert wurde.

Das Krone-Seminar war mal wieder erstklassig, was neben den Referenten und der Besichtigung auch an den Bundesbrüdern und Bundesschwestern lag, die oft noch bis spät in die Nacht über das Erlebte sprachen und ihre Sicht der Dinge austauschen wollten…

 

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