Grußwort des Altherrenbundes

Liebe Bundesbrüder der Unitas-Palatia,
liebe Leserinnen und Leser der Festschrift,
für den Altherrenbund des Unitas-Verbandes gratuliere ich Euch recht herzlich zum 100-jährigen Bestehen unserer lieben Unitas-Palatia!

Bbr. Christian Poplutz
Vorsitzender des Altherrenbundes im Unitas-Verband e.V.

Die Gründung 1920 fiel in die zweite große Welle an unitarischen Gründungen. Die Zeit zu Beginn der Weimarer Republik war für die Unitas der Beginn eines großen Aufschwungs. Dabei waren die Vorzeichen alles andere als günstig gewesen. Der Unitas-Verband hatte im Ersten Weltkrieg sehr viele Bundesbrüder verloren und stand nach dem Ende des deutschen Kaiserreichs vor großen Herausforderungen, geistig, personell und materiell. Die Bundesbrüder der damaligen Zeit haben diese gemeinsam gemeistert und sich mutig auf die Seite der neuen Staatsform gestellt. Alte Herren und Aktive haben die Weimarer Republik nach Kräften unterstützt. Zwei von ihnen, die Theologen Bbr. Franz Hitze (Unitas-Würzburg) und Bbr. Joseph Mausbach (Unitas-Münster), gehörten der Nationalversammlung an und arbeiteten mit an der Weimarer Reichsverfassung. Ihr Wirken auf den Gebieten des Sozialversicherungs- und Betriebsverfassungsrechts (Hitze) und des Staatskirchenrechts (Mausbach) prägt bis heute die deutsche Rechtsordnung. Es ist ein schönes Zeichen der Verbundenheit mit den Bundesbrüdern dieser Generation, dass das Darmstädter Unitas-Haus den Namen Franz Hitzes trägt und diesen bedeutenden Gründervater der Katholischen Soziallehre auf diese Weise auch heutigen Aktiven und Hausbewohnern bekannt macht.

Es war in diesen bewegten Zeiten 1920 ein bedeutender Schritt, an der damaligen Technischen Hochschule in der protestantisch geprägten hessischen Landeshauptstadt Darmstadt einen Unitas-Verein zu gründen. Der Mut wurde belohnt mit einem reichen unitarischen Leben in Darmstadt bis zum Verbot der Unitas durch die Gestapo 1938. Im Jahr 1960 kam es sogar zur Gründung eines zweiten Vereins am Ort, der immerhin bis 1971 aktiven Unitas-Hochmeister. Doch auch an Unitas-Palatia ging die gesellschaftliche Umwälzung der sechziger Jahre nicht vorüber und sie stellte 1971 den Betrieb ein.
Glücklicherweise konnte Unitas-Palatia Mitte der achtziger Jahre durch die Bereitschaft aktiver Bundesbrüder, nach Darmstadt zu gehen, und durch die tatkräftige Unterstützung der Alten Herren in Darmstadt reaktiviert und sogar mit dem Franz-Hitze-Haus ausgestattet werden. Dies ist ein großer Erfolg für den Unitas-Verband und war Vorbild für einige andere glückliche Reaktivierungen.

Unitas-Palatia Darmstadt ist mit ihren Aktiven und Alten Herren heute ein wichtiger Pfeiler des Unitas-Verbandes. Nach 1996 wird in diesem Jahr 2020 die Unitas-Generalversammlung zum zweiten Mal in Darmstadt tagen[*]. Bereits zwei Mal stellte Unitas-Palatia auch den Vorort mit den Bundesbrüdern Johannes Günther und Jan Zimmermann und für einige Jahre mit Bbr. Torsten Waibel auch den Verbandsgeschäftsführer. Mich erfüllt es mit Freude, als B-Philister ein Teil dieser starken Gemeinschaft zu sein.
Wir Alten Herren freuen uns, dass Unitas-Palatia ein Unitas-Verein mit einer gesunden Altersstruktur ist, in dem das Lebensbundprinzip ebenso vorbildlich gepflegt wird wie die Prinzipien.

In der Unitas folgen wir gemeinsam dem Weltauftrag der Christen, wie ihn das Zweite Vatikanum in der Pastoralkonstitution „Gaudium et spes“ benennt: die Welt mit christlichem Geist zu durchdringen und zugleich überall inmitten der menschlichen Schicksalsgemeinschaft Christi Zeugen zu sein.
Weltgestaltung und Glaubenszeugnis setzen Bildung und Persönlichkeitsentwicklung voraus: wir sollen uns selbst und in Gemeinschaft lebenslang zu dialogfähigen, weltzugewandten und weltverantwortlichen Christen bilden (Bonner Papier der Unitas) – fachlich durch Studium und Weiterbildung und religiös in dem steten Bemühen, im Glauben zu wachsen und einander in lebenslanger Freundschaft dabei zu helfen. Wir sollen, wie es der vor kurzem heiliggesprochene John Henry Newman formuliert, Menschen sein, „die ihre Religion kennen, die sich auf sie einlassen, die ihren eigenen Standpunkt kennen, die wissen, woran sie festhalten und was sie unterlassen“.

Möge das Aktivenleben der Unitas-Palatia auch weiterhin aus diesem Geist geprägt sein!
Mit einem herzlichen „vivat – floreat – crescat” wünsche ich Euch Gottes Segen – ad multos annos
et semper in unitate!

Christian Poplutz, Vorsitzender des Altherrenbundes im Verband der Wissenschaftlichen Katholischen Studentenvereine Unitas e.V.


[*]Das Grußwort von Bbr. Christian Poplutz wurde vor der Absage der Generalversammlung in Darmstadt aufgrund der Covid-19-Pandemie geschrieben.

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