Einsatztaktik und die Zukunft der Feuerwehr

Wissenschaftliche Sitzung von Bbr. Daniel Brandt

Im ersten Teil werde ich auf den groben Aufbau einer Gruppe und deren Vorgehensweise im Einsatz eingehen. Im zweiten Teil die Möglichkeiten und Probleme der Feuerwehr ansprechen, die in Zukunft auftreten werden.
Einsatztaktik
Die Gruppe im Einsatz besteht aus dem Angriffstrupp, Wassertrupp, Schlauchtrupp, Maschinisten, Melder und Gruppenführer.
Der Angriffstrupp rettet in erster Linie Mensch, Tier oder Sachwerte, ist Atemschutz-geräteträger und in der Regel der Trupp, der das erste Strahlrohr mit Wasser vornimmt.
Der Wassertrupp stellt die Wasserversorgung vom Fahrzeug, offenen Gewässern oder Hydranten zum Verteiler her und wird Sicherheitstrupp für den Angriffstrupp. Bei technischen Hilfseinsätzen ist dieser für die Sicherheit an der Einsatzstelle verantwortlich.
Der Schlauchtrupp stellt die Wasserförderung zwischen den Strahlrohren und dem Verteiler her und bringt zusätzliche Geräte, wie z.B. Leitern, Beleuchtung und Belüftung in Stellung.
Der Maschinist ist Fahrer und bedient Aggregate sowie Pumpen. Ebenfalls unterstützt er bei der Geräteentnahme und beim Aufbau der Wasserversorgung.
Der Melder unterstützt den Gruppenführer auf Befehl und kann bei der Lageerkundung, Personenbetreuung und Unterstützung der Trupps mitwirken.
Der Gruppenführer führt die taktische Einheit, erkundet die Einsatzstelle, beurteilt die Lage und hält den ständigen Kontakt mit Lagemeldungen zur Leitstelle. Er muss immer die Verhältnismäßigkeiten zwischen Sicherheit, Schnelligkeit, Aufwand, Nebenerscheinungen sowie Umweltverträglichkeit berücksichtigen. Welche Gefahr ist momentan am Größten und muss zuerst bekämpft werden? Bei dieser Frage hilft dem Gruppenführer die Gefahrenmatrix (AAAACEEEE). Sind Gefahren durch Angstreaktion, Ausbreitung, Atemgifte, Atomare Stoffe, Chemische Stoffe, Erkrankungen, Elektrizität, Einsturz oder Explosion für Menschen, Mannschafft, Tiere, Umwelt, Sachwerte oder Geräte vorhanden? Diese Checkliste erleichtert die Gefahrenbeurteilung und Entschlussfassung für die Befehlsgebung.

Zukunft der Feuerwehr
Neue Möglichkeiten
Durch neue Technik wird vieles bedienungsfreundlicher und sicherer.
Der Digitalfunk ist nun fast überall auf Bundesebene ausgebaut und sorgt dafür, dass alle Geräte abhörsicher in einem Netz miteinander kommunizieren können. Es besteht eine Positionsbestimmung per GPS bei Notfällen oder eine Notruftaste für höchste Sprechpriorität im Funkverkehr.
Neue Einsatzkleidung sorgt für Sicherheit, sogenannte Head-Up Helme mit integrierter Wärmebildkamera, Gasmessgerät und persönlicher Anzeige im Helminneren zeigen bei Bedarf den aktuellen Atemschutzgeräteflaschendruck oder den Puls und bieten den ständigen Kontakt zum Einsatzleiter über eine Netzwerkfunktion.
Immer häufiger werden Roboter in Einsatzfällen verwendet. Beispielweise ferngesteuerte Löschroboter können in einsturzgefährdeten Gebäuden oder in verstrahlten Bereichen eingesetzt werden, um einer Kontamination entgegenzuwirken.
Auch in der Strahlrohrtechnik hat sich einiges verändert. Mit Kaltschneidgeräten ist es auch in explosionsgefährdeten Bereichen möglich, mit dem feinen Strahl direkte Wege zum Brandherd zu schneiden.
Leider profitieren von den meisten Innovationen häufig nur die Berufs- und Werksfeuerwehren. 
Neue Probleme
Die häufigsten Probleme entstehen mit immer intensiverer Ausbildung durch die komplexer werdende Technik, demzufolge entsteht mehr Wartungsaufwand, folglich erhöhen sich die Kosten.
Verbesserte Sicherheitsvorkehrungen verringern zwar die Einsatzzahlen, steigern aber die Komplexität der Einsätze, daher leidet die im Einsatz so wichtige Routine. Jedoch der entscheidende Punkt sind die Einsatzkräfte, denn die Mitgliederzahlen sinken und es gibt weniger Zuwachs!
In Städten mit über 100.000 Einwohnern sind die Plätze bei der Berufsfeuerwehr trotz sinkender Bewerberzahlen immer noch sehr begehrt. Die Herausforderungen entstehen eher in ländlichen Regionen bei den freiwilligen Feuerwehren.
Zu typischen Arbeitszeiten tritt häufig keine vollständige Gruppe zu Einsätzen an, wodurch die Zusammenarbeit von benachbarten Feuerwehren immer wichtiger wird. Sogar der Zusammenschluss von einzelnen Wehren, sowohl baulich als auch Verwaltungstechnisch, könnte sich einerseits auf die Einsatzwege auswirken und insbesondere die Zeit bis zum Eintreffen des ersten Helfers an der Einsatzstelle verzögern, aber andererseits könnten langfristig Kosten gespart werden.
Insbesondere die Öffentlichkeitsarbeit muss sich moderner technischer Mittel bedienen, um eine technikgewöhnte junge Generation zu sichern.
Neben Erste Hilfe Kursen in Schulen, sollte es auch Möglichkeiten geben, sich feuerwehrtechnische Dinge anzueignen. Die Kinder und Jugendlichen müssen so früh wie möglich für die Feuerwehr begeistert werden, da die Interessen mit der Pubertät in andere Richtungen gehen können und dann weniger Zeit für die Feuerwehr bleibt.

Von Bbr. Daniel Brandt

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