Die 140. Generalversammlung des Unitas- Verbandes vom 25. bis 28. Mai 2017 in Bonn

Die 140. Generalversammlung des Unitas- Verbandes vom 25. bis 28. Mai 2017 in Bonn

Pünktlich zur Mittagszeit fuhr an diesjährigem Christi Himmelfahrt, dem 25. Mai, fast die gesamte Aktivitas der Unitas Palatia mit dem Zug in Richtung Bonn, um in den nächsten vier Tagen auf der 140. Generalversammlung des Unitas-Verbandes nicht nur die Bundesschwestern und Bundesbrüder aus ganz Deutschland zu treffen, sondern auch, um sich intensiv über die „Vision eines gemeinsamen Europas“ in zahlreichen Vorträgen und Podiumsdiskussionen sowie inhaltlichen Resolutionen in der ehemaligen Bundeshauptstadt auszutauschen.

Eröffnung
Mit dem Vereinsgebet und einer Begrüßungsrede eröffnete Vorortspräsident Niklas Bensiek (Unitas Sugambria Osnabrück) die 140. Generalversammlung des Unitas-Verbandes, bevor auch schon die ersten Anträge und Wahlen anstanden. Ganz vorne mit dabei war ein Antrag auf Aufnahme in den Unitas-Verband. Der am 11.06.2016 in Münster gegründete Wissenschaftliche Katholische Studentinnenverein Anna Westphalia zu Münster wurde einstimmig von der GV als W.K.St.V. Unitas Anna Westphalia in den Unitas-Verband aufgenommen, womit der Unitas-Verband nun vierzig(!) Aktivenvereine umfasst. Im Anschluss fand der während unseres eigenen Vorortsjahres (2015/2016) angestoßene Prozess „Unitas 3.1 – drei Prinzipien, ein gemeinsamer Weg“ ein vorläufiges Schlusspapier: Nach Diskussion im Plenum wurden die wesentlichen Ergebnisse dauerhaft im unitarischen Blaubuch festgehalten. Zusätzlich gab es eine gemeinsam bearbeitete Arbeitsgrundlage in Form eines Zielsetzungsbogens, mit dem sowohl Aktiven-, als auch Altherren- sowie Hohedamenvereine einige Maßnahmen zur Realisierung dieser in ihren Vereinen betrachten und kleinere ausgewählte Punkte im täglichen Miteinander und in der Gestaltung des Semesterprogramms umsetzen können. Aus den Anregungen des Prozesses „Unitas 3.1“ war immer wieder zu entnehmen, dass der Wunsch nach einem Leitfaden für Öffentlichkeitsarbeit besteht, der Überblick und Anregungen ermöglicht. Der Beirat für Öffentlichkeitsarbeit, Nachwuchsförderung und Presse (BOEN), hat dazu einen solchen gemeinsam mit der Schriftleitung (neu) erarbeitet und an die Teilnehmer sowie im neu geschaffenen Unitas-Wiki verteilt.

Begrüßungsabend an historischer Stätte
Der Eröffnungsabend fand an der Klosterruine Heisterbach statt, jenem schicksalhaften Ort, an dem sich im Jahre 1847 die ersten katholischen Studentenverbände aus Bonn zu ihrem ersten Stiftungsfest versammelten und somit dort auch die Unitas ihre Wurzeln hat. In der Messe betonte der Geistliche Beirat Bbr. Stefan Wingen: „Ich bin zutiefst ergriffen, dass wir heute an dieser heiligen Stätte für den Unitas-Verband versammelt sind“. Passend zu Christi Himmelfahrt erinnere ihn der Ort an die verschiedenen Lebensabschnitte wie Abitur und Studium: „Egal wie wir sind, Jesus braucht jeden von uns – mit seinem eigenen Charisma.“ So müssten wir die Gaben Gottes in uns erkennen, jeder sei gewollt, gebraucht und geliebt mit seinen persönlichen Fähigkeiten und müsse der Gemeinschaft dienen. Allen Versammelten gab er mit auf den Weg: „Entdecke, entfalte dein Charisma, denn dadurch wächst die Unitas, wächst die Kirche!“

Verbandsmesse am Samstag
Der folgende Tag begann traditionell mit der Verbandsmesse als geistlichen Höhepunkt, bei der allen im vergangenen Jahr verstorbenen Bundesschwestern und Bundesbrüdern gedacht wurde. In der bis auf die letzte Reihe besetzten Kapelle auf dem Venusberg machte Zelebrant Bbr. Stefan Wingen in seiner Predigt, anknüpfend an die am Abend zuvor erläuterte Bedeutsamkeit von Chrisma, allen Mut, die wie die Jünger Jesu in der Zeit vor und nach Pfingsten an einer Schnittstelle in ihren Leben stehen. Sei es der Wechsel vom Elternhaus ins Studium, vom Studium in den Beruf, eine Hochzeit oder das Ende des Lebens: „Wir sind alle beschenkt mit einer der göttlichen Gaben – Weisheit, Rat, Stärke, Wissenschaft, Frömmigkeit und Gottesfurcht. Sind darin nicht auch zentral unsere unitarischen Prinzipien virtus, scientia und amicitia zu erkennen? Egal an welcher Schnittstelle des Lebens wir stehen, wir dürfen sicher sein, dass diese Gaben, diese Prinzipien uns prägen, verändern und uns und damit auch unseren Freunden helfen!“ In jeder Lebenslage sei das helfende und bestärkende Miteinander unter Bundesbrüdern und Bundesschwestern wichtig und werde umso leichter durch den Einsatz der eigenen Gaben.

Plenarsitzung und Wahlen
Im Anschluss ging es zurück in den Plenarsaal, in dem über die Vergabeorte der Generalversammlungen 2025 und 2027 entschieden wurde: 2025 laden die Unitas-Vereine aus Würzburg in die fränkische Metropole, 2025 lädt die Unitas Ruperto Carola zur Generalversammlung nach Heidelberg. Im Anschluss kam es zur (Neu-)Besetzung der Vorstandsämter. So wurde die ehemalige stellvertretende Verbandsgeschäftsführerin Bsr. Barbara Czernek (Unitas Maria Montessori), welche in den letzten Monaten die Amtsgeschäfte bereits kommissarisch führte, als Nachfolgerin vom ehemaligen Verbandsgeschäftsführer Bbr. Torsten Waibel (Unitas Palatia) gewählt. Sie ist damit die erste Bundesschwester, die Verbandsgeschäfte offiziell führt. Dabei wird sie von den neuen Stellvertretern Bbr. Winfried Hintzen (Unitas Landshut) und Bbr. Matthias Heß (Unitas Freiburg) unterstützt. Die Wahlen zu den übrigen Verbandsämtern nahmen schnell Fahrt auf, so wurden neben dem Beirat für Gesellschaftspolitik, Mitglieder der Satzungskommission, des Internetbeauftragten, des BDKJs sowie die Kassenprüfer und der Referent für Wohnheimbau gewählt. Als Stellvertreterin im Hochschulpolitischen Beirat wurde Bsr. Prof. Dr. Verena Lepper (Unitas Clara Schumann) bestimmt. Aus dem Kreise der Aktiven wurden zudem die Aktivenvertreter Kevin Gerdes (Unitas Winfridia) und für unsere eigene Region Süd-West Maximilian Pfad (Unitas Franko-Saxonia) in den Vorstand gewählt.

Resolutionen und GV-Ball
Im Anschluss positionierte sich der Unitas-Verband! Mit zwei Resolutionen betont der Verband seine Rolle in der Gesellschaft. In einer ersten Resolution verpflichten sich alle Bundesschwestern und Bundesbrüder, ihre Verantwortung in der Gesellschaft zu stärken. In einer zweiten Resolution mit dem Titel „Leben in Frieden und in gegenseitiger Achtung in einem geeinten Europa“ bekennt sich der Unitas-Verband zu Europa. Feierlich und elegant endete der zweite Tag mit dem GV-Ball. Festlich moderne Ballmusik ließen Jung wie Alt begeistert das Tanzbein schwingen – egal ob Rumba, Walzer, Foxtrott oder Disco-Fox.

Podiumsdiskussionen am dritten Tag
Inhaltlicher Höhepunkt des dritten Versammlungstages war die Podiumsdiskussion über „Die Bedeutung der Religionen in einem künftigen Europa“. Unter der Moderation von Johannes Schröer, stellv. Chefredakteur des Domradio in Köln, diskutierten Dr. Timo Güzelmansur, Geschäftsführer der CIBEDO, Prof. Dr. Dr. Claude Ozankom, Professor u.a. für Fundamentaltheologie an der Universität Bonn, sowie Samir Bouaissa, Landesvorsitzender des Zentralrats der Muslime NRW.
Dr. Güzelmasur berichtete zunächst vom interreligiösen Treffen im Außenministerium in der vorangegangenen Woche. Dies zeige, wie Politik die religiösen Menschen ansprechen und sie in die Friedensarbeit einbinden könne. Verständigung zwischen den Religionen sei unabdingbar, da die Konflikte heutzutage immer mehr eine religiöse Konnotation bekämen.
Auf die Nachfrage bezüglich der aus Wuppertal bekannten „Scharia-Polizei“ wies Bouaissa darauf hin, dass sich alle Moscheen in Wuppertal zu einem Interessensverband zusammengeschlossen hätten, um der Gefahr von Salafisten und Extremisten entgegenzutreten. „Das Problem ist, dass die Salafisten die anderen religiösen Gruppierungen, auch Muslime, als vom Glauben abgefallen erklären“, meint der CDU-Politiker Bouaissa. Dies vereinige geradezu alle anderen Religionsgemeinschaften im Auftreten gegenüber diesen extremistischen Strömungen. Professor Ozankom betonte das Problem, dass im Gegensatz zum katholischen Glauben eine zentrale Instanz fehle: „Wer soll jetzt sagen, das ist der richtige Islam? Wer entscheidet, was das Richtige ist?“. Diese Interpretationshoheit für die Theologie sei nicht nachhaltig festgelegt. So ergänzte Dr. Güzelmansur, dass die Fachstelle der Deutschen Bischofskonferenz für den christlich-islamischen Dialog oft nicht mit allen Akteuren sprechen würden, welche sich in Deutschland anböten. Den daraus auch für die Katholiken resultierenden Balanceakt zwischen Wahrheitsanspruch und dem gleichzeitigen Eingeständnis einer nicht allein selig machenden Religion sieht Prof. Ozankom als große Herausforderung. Auch Bouaissa sieht das als Problem: „Jede Religionsgemeinschaft ist der Meinung, sie habe die Wahrheit. Das Wichtige ist jedoch, den anderen zu akzeptieren und zu respektieren.“
Als wesentlichen Baustein für ein friedliches Miteinander der Religionen in einem künftigen Europa sieht Dr. Güzelmasur die Kommunikation – beim Bau von Moscheen in Deutschland habe man beispielsweise gelernt und schaffe mittlerweile deutlich mehr Transparenz als das zu Beginn der Fall gewesen sei.
Nach einem kurzen Diskurs zur Rolle der Türkei in einem zukünftigen Europa kamen die Teilnehmer des Podiums nochmals auf die Rolle der Religionen in einem künftigen Europa zu sprechen. Kern der Überlegungen und Diskussionen war die Tendenz zur Säkularisierung, die auch von einigen Wortbeiträgen des Plenums unterstrichen wurde.

Feierlicher Festkommers
Mit einem feierlichen Festkommers in der Stadthalle von Bad Godesberg neigte sich die Generalversammlung dem Ende zu. Viele Chargenteams aus der gesamten Republik schmückten den von Bbr. Julian Volz (Unitas Salia) geschlagenen Kommers. Als Festredner, neben zahlreichen Vertretern aus Geistlichkeit und Politik, konnte Alexander Graf Lambsdorff, stellv. Vorsitzende des Europaparlaments, begrüßt werden. In seiner Festrede betonte er zunächst seine besondere Nähe zur Unitas – auch er sei korporiert (Corps Palatia), setze sich für ein demokratisches Europa ein und wohne in derselben Straße wie die Unitas Salia. Freiheit, Sicherheit und Wohlstand seien die gemeinsamen europäischen Werte, die es zu erhalten gelte. „Doch Europa ist heutzutage in der Krise, strategisch, demokratisch und wirtschaftlich“, so der Festredner. Im Gegensatz zu früher würden die Probleme jedoch nun nicht mehr im Schützengraben, sondern am Konferenztisch gelöst – und das sei gut so. Die Geopolitik sei weiterhin eines der strategischen Probleme, wie sich am Beispiel der Krim zeige. Hierbei sei der in vielen Ländern aufkeimende Populismus ein Symptom der demokratischen Krise. Als Demokraten müssten wir daher entscheidend dem Populismus entgegentreten, forderte der Europaparlamentarier.
Pontifikalamt mit Rainer Maria Kardinal Woelki im Bonner Münster
In der am nächsten Morgen stattfindenden Pontifikalamtsmesse, welche von zahlreichen Chargenteams im Bonner Münster begleitetet wurde, betonte Rainer Maria Kardinal Woelki, dass es bereits zur Gründungszeit des Unitas-Verbandes keineswegs selbstverständlich gewesen sei, als Akademiker Katholik zu sein. Genau deshalb müsse dieses Gleichgewicht aus Vernunft und Glaube, zu dem sich bereits die unitarischen Gründungsväter bekannt hätten, noch heute weiter Bestand haben und in die Gesellschaft getragen werden. Der Glaube sei dabei Gabe und Aufgabe zugleich, die Welt, in der wir leben, in eine gerechtere und gottgerechtere Welt zu wandeln.

Festakt mit Prof. Dr. Dr. Bernd Irlenborn
Im Anschluss an das Pontifikalamt im Bonner Münster fand der Festakt zum wissenschaftlichen Abschluss der 140. Generalversammlung statt. Prof. Dr. Dr. Bernd Irlenborn (Theologische Fakultät Paderborn) sprach als Festredner zur Fragestellung „Europa als christliches Abendland?“. Besonders in Zeiten der Krise würden politische Gremien die sogenannten „gemeinsamen Werte“ Europas hochhalten, die anders als beispielsweise reine Finanzdiskussionen, die Basis des Zusammenlebens bildeten.

Von den Bbr.Bbr. Adam Kulpa, Damian Seikel, Daniel Brandt, Manuel Gros und Maximilian Zoll

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