Exkursion zur Liberalen Synagoge Darmstadt

Exkursion zur Liberalen Synagoge Darmstadt

Am Sonntag, den 14.05.17, waren wir bei dem Vortrag von Martin Frenzel über die Liberale Synagoge. Die Liberale Synagoge befand sich dort, wo jetzt das Darmstädter Klinikum steht, im Johannesviertel, welches früher Blumenthalviertel nach dem Jüdischen Fabrikanten Heinrich Blumenthal genannt wurde. Die Liberale Synagoge wurde von 1873 bis 1876 erbaut. Der Baustil ist Neuromanisch mit orientalischen Einflüssen. Dieser imposante Sakralbau überragte die Dächer Darmstadts. Er besaß vier kuppelbekrönte Ecktürme, die vierundzwanzig Meter hoch waren. Rote Sandsteine zierten die Außenflächen. Zink verkleidete die Türme und Schiefer verkleideten die Dächer des Schiffs. Eine Besonderheit der Synagoge war die Orgel. Dieses Instrument hätte es in einer Orthodoxen Synagoge nicht gegeben und unterstreicht die Liberalität der Synagoge. Die Liberale Synagoge war ein Aushängeschild von Darmstadt. Auch die Jüdische Gemeinde insgesamt besaß hier großes Ansehen. Der Rabbiner Julius Lansberger war Berater vom Großherzog, der die Synagoge 1876 einweihte. Nach ihm ist auch der Platz neben der Gedenkstätte benannt. Vom 9. auf den 10. November 1938 im Zuge der Reichspogromnacht wurde die Synagoge gewaltsam von den Nazis zerstört. Damit wurde auch das Judentum in Darmstadt ausgelöscht, was einen großen kulturellen, wirtschaftlichen und auch wissenschaftlichen Verlust bedeutete. Beim Ausheben der Baugrube für den Bau des Klinikums im Oktober 2003, wurden die Überreste der Liberalen Synagoge wiedergefunden. Im Jahr 2004 wurde dann beschlossen, eine Gedenkstätte zu errichten. Am 9. November 2009 wurde diese eröffnet. Dass die Gedenkstätte unter einem Krankenhaus liegt, ist einzigartig in Europa. Die Gedenkstätte besteht aus einem Rundgang, der über den Trümmern entlang verläuft.

Auf diesem Rundgang werden Bilder an die Wand gestrahlt, die zeigen, wie die Synagoge in unbeschädigtem Zustand aussah. Eine Vitrine zeigt erhaltene Überreste. Außerdem sind Aufsteller aufgebaut, auf denen Videos von Zeitzeugen zu sehen sind. Desweiteren wird über jüdische Persönlichkeiten, die Darmstadt geprägt haben, informiert. Obwohl die Gedenkstätte etwas versteckt hinter dem Krankenhaus liegt, ist sie für den Darmstadt-Interessierten durchaus einen Besuch wert.

von Bbr. Paul Weidner

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