Darmstädter Oberbürgermeister heißt Unitas Willkommen!*

Grußwort von Oberbürgermeister Jochen Partsch
für die Festschrift anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Unitas Palatia Darmstadt.

Jochen Partsch
Oberbürgermeister von Darmstadt seit 2011

Ich heiße die Generalversammlung der Unitas, des ältesten katholischen Studentenverbandes Deutschlands, in der Wissenschaftsstadt Darmstadt herzlich Willkommen[*]. Der Unitas Palatia Darmstadt gratuliere ich zum 100-jährigen Bestehen. Ich freue mich, Sie alle in unserer weltoffenen Stadt zu begrüßen und hoffe sehr, dass Sie am Ende viele gute Eindrücke von hier aus in alle Himmelsrichtungen wieder mit nach Hause nehmen.

Studentenvereine gehören ebenso wie Studentenverbindungen und Burschenschaften in alter Tradition in eine Stadt, die wie Darmstadt mit drei Hochschulen, zahlreichen Forschungseinrichtungen, forschenden Unternehmen und mehr als fünfundvierzigtausend Studierenden als echte Wissenschaftsstadt ihren Titel nicht nur als Marke trägt, sondern ihn auch mit sehr viel Leben füllt.

Auch die zwei berühmten Söhne unserer Stadt, Georg Büchner und der Mundartdichter Ernst Elias Niebergall, hatten als Studenten Berührungspunkte mit den damals hier aktiven Burschenschaften. Waren sie doch als Kinder ihrer Zeit und Schriftsteller von den politischen Erschütterungen des 19. Jahrhunderts und der damit einhergehenden Neuordnung Europas besonders betroffen. Der Hessische Landbote Georg Büchners dokumentiert als eine der wichtigsten sozialpolitischen Schriften dieser Zeit den Aufbruchswillen einer jungen Generation. Während ihre politischen Aktivitäten weder Büchner noch Niebergall gut bekamen, ist es für Studierende heute selbstverständlich, ihre Meinung frei zu äußern und an freien, geheimen Wahlen teilzunehmen. Wie es anders sein kann, hat auch die Unitas Palatia während der NS-Zeit erleben müssen, als sie 1938 wegen ihrer Werte zwangsaufgelöst und verboten wurde.

Heute kommen Studierende aus aller Welt nach Darmstadt und es ist gut zu wissen, dass ein Studentenverein wie die Unitas Palatia in ihrem Haus am Kopernikusplatz im schönen Martinsviertel einigen von ihnen ein unterstützendes Umfeld, Anschluss an die Gemeinschaft, interdisziplinären Austausch, eine gut ausgestattete Lernumgebung und, das ist heute besonders erwähnenswert, bezahlbaren Wohnraum bietet.

Für die kommenden Tage wünsche ich allen Teilnehmenden an der Generalversammlung eine schöne Zeit, die Sie vielleicht auch auf die Mathildenhöhe führt, auf deren Anerkennung als Weltkulturerbe wir in diesem Jahr hoffen und von wo aus Großherzog Ernst Ludwig von Hessen Darmstadt das Tor zur Moderne öffnete, unter einem Motto, das sicher auch einer studentische Vereinigung gut stehen würde: „Habe Ehrfurcht vor dem Alten und Mut, das Neue frisch zu wagen.“ In diesem Sinne Ihnen allen ein gutes Gelingen und viel Freude in unserer vielfältigen, bunten und schönen Stadt.

Ihr
Jochen Partsch
Oberbürgermeister


[*] Das Grußwort von OB Jochen Partsch wurde vor der Absage der Generalversammlung in Darmstadt aufgrund der Covid-19-Pandemie geschrieben.

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